Was ist eigentlich Legal Tech?

Legal Tech as a Self-Service

Auf sogenannten Self Service-Plattformen können Rechtssuchende, gleich ob Verbraucher oder Unternehmen, individualisierte Rechtsdokumente erstellen, wie zum Beispiel Verträge oder letztwillige Verfügungen. Möglich macht dies ein strukturierter Frage- und Antwortdialog, durch den die Nutzer geführt werden. Die so erstellten Dokumente gehen über bloße Vordrucke hinaus, sind aber natürlich weniger als eine individuelle anwaltliche Beratung. Zumindest für standardisierte Fälle kann Self-Service also aus Perspektive des Rechtsuchenden eine Alternative zum Gang zum Rechtsanwalt oder zur Rechtsanwältin sein. Anbieter in diesem Segment sind etwa smartlaw.de, agreement24.de, wonder.legal, formblitz.de, dasrecht.de oder synergist.io. Janolaw.de hat sich auf online-Shops spezialisiert, arag.de bietet unter anderem die Möglichkeit, Verträge hochzuladen und überprüfen zu lassen.

„Kern“ von Legal Tech

Den Kern von Legal Tech dürfte Software bilden, mit deren Hilfe man Tätigkeiten automatisieren kann, die bislang traditionellerweise von Anwälten erledigt werden. So kann Informationsextrationssoftware (Document Analysis Software) mittels künstlicher Intelligenz Art und Inhalt von Dokumenten erkennen, also zum Beispiel Verträge auslesen, analysieren und schnell relevante Vertragsinhalte auffinden. Insbesondere auf die Due Diligence bei Immobilientransaktionen sind leverton.de und evana.de spezialisiert. Weitere Anbieter sind ravn.co.uk, luminance.com und kirasystems.com. Diese Art von Software nimmt keine juristische Bewertung vor, sondern hilft bei der Sachverhaltserfassung und führt dort zu erheblicher Zeitersparnis.

Daneben gibt es Software auch für andere anwaltliche Tätigkeiten. Knowledgetools.de bietet unter anderem die Möglichkeit, verschiedene Klauseln zu einem Vertrag zusammenzufügen, Tools4legal.com bietet Lösungen für juristische Routineaufgaben in Rechtsabteilungen, lexalgo.com kann juristische und weitere regelbasierte Prüfungen teilautomatisieren.

Artificial Intelligence („AI“)

Noch gibt es ihn nicht, den Roboteranwalt. Aber es wird bereits an ihm gearbeitet. „Ross“ ist eine mit künstlicher Intelligenz versehene juristische Datenbank, den die Innovationsplattform Next Law Labs hervorgebracht hat; entwickelt von Studenten der Universität Toronto. Next Law Labs ist eine Legal Tech-Plattform der internationalen Wirtschaftskanzlei Dentons, die insoweit mit IBM kooperiert. Bei „Ross“ kommt das Computerprogramm Watson von IBM zum Einsatz. Watson wurde 2011 in den USA berühmt, weil er in der Spielshow Jeopardy menschliche Champions schlug. Derzeit „lernt“ Ross noch, aber ist er einmal einsatzbereit wird der Umfang seines Wissens das menschliche Juristenhirn bei weitem übertreffen und Anwälte können ihm über die Ross-App Fragen in ihrer Sprache stellen, die er beantwortet.

 

Zum Nach- und Weiterlesen:

  • Micha-Manuel Bues, Legaltech-Blog
  • Die neuen Juristen, lto-Sonderpublikation, 2016
  • Eva Lienemann, Wenn Watson die Fälle löst, Juve 04/2016, S. 29ff.
  • Christin Nünemann, Die Zeichen der Zeit, Juve 07/2016, S. 40ff.
  • Hendrik Wieduwilt, Algorithmen für die Anwälte, FAZ, 18.06.2016, S. 24
  • Markus Hartung/ Jakob Weberstaedt, NJW 2016, 2209ff., Frank Remmertz, BRAK-Mitt. 2015, 266f. – beide zu den rechtlichen Fragen des Legal Outsourcings
  • Caspar Tobias Schlenk, Der Streit zwischen den Flugrechte-Startips eskaliert – zum Wettbewerb unter den Fluggastrechte-Startups

Hinweis: Der Beitrag erscheint in ähnlicher Form unter der Überschrift „Legal Tech – ein Überblick“ in den RAK-Mitteilungen 4/2016, S. 4ff.

Bildnachweis: „Handshake of robot and man. New technologies evolution“ ©Studiostoks – fotolia.com

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