Was ist eigentlich Legal Tech?

Legal Tech ist derzeit ein viel verwendetes Schlagwort. Hinter diesem Begriff verbirgt sich, ohne dass es bislang eine klare Definition geben würde, die Nutzung von computer- oder softwaregestützten digitalen Technologien in allen Bereichen von Rechtsdienstleistungen. Diese Beschreibung macht schnell klar, dass Legal Tech verschiedene Facetten hat. Dementsprechend gibt es bereits eine Vielzahl von Angeboten, die man der Bezeichnung Legal Tech zuordnen kann. Denn auch ohne klare Begriffsbestimmung hat sich schon jetzt eine sehr lebendige Legal Tech-Szene etabliert – zunächst in den USA, dann in England, insbesondere in London, jetzt auch in Deutschland. Inzwischen zählt lawsitesblog.com weltweit etwa 550 Legal Tech-Startups.

Zwar steht der Hype, der derzeit um Legal Tech gemacht wird, zumindest bislang, in keinem Verhältnis zu dessen wirtschaftlicher Bedeutung. Dennoch wird erwartet, dass der Einsatz von Legal Tech die anwaltliche Arbeit der Zukunft verändern wird. Wie groß dieser Umbruch sein wird, ist nur schwer vorherzusehen. Aber je mehr sich Legal Tech etabliert wird es auch die anwaltliche Kommunikation, vor allem im Verhältnis zum Mandanten, verändern.

Kanzleien, die Legal Tech nutzen

Die einen Kanzleien kämpfen noch gegen das beA, da haben andere Kanzleien Legal Tech bereits in ihr Rechtsberatungsangebot integriert: Flick Gocke Schaumburg beispielsweise bietet auf seinem Online-Portal foundersbox.de praktische Rechts- und Steuer-Tipps für Gründer und Investoren. Wer sich registriert kann unter anderem auf Vorlagen für Gesellschafts- und Arbeitsverträge zugreifen. Noch innovativer ist die Kanzlei CMS Hasche Sigle, die erste automatisierte Produkte anbietet. Dort können Unternehmen im Rahmen eines erteilten Mandats IT-gestützt das rechtliche Risiko eines geplanten Einsatzes vom Fremdpersonal bewerten lassen. Hierzu geben die Mandanten passwortgeschützt Antworten in ein Online-Formular ein und erhalten das Ergebnis binnen weniger Minuten in Form einer Ampel: Bei Rot besteht ein hohes, bei Grün ein geringes rechtliches Risiko; zeigt die Ampel Gelb besteht anwaltlicher Beratungsbedarf.

Plattformen

Eine Form von Legal Tech sind Plattformen, auf denen Anwälte und (potentielle) Mandanten zusammenfinden können. Diese sog. „virtuellen Marktplätze“ wenden sich an Verbraucher und sind eine Chance für Anwältinnen und Anwälte, Mandanten zu gewinnen. Solche Plattformen können als Weiterentwicklung der Anwaltsverzeichnisse, wie etwa anwalt.de, anwalt24.de oder anwaltauskunft.de, angesehen werden. Bereits im Jahr 2000 bzw. im Jahr 2004 wurden 123recht.net und frag-einen-anwalt.de gegründet, die, gemessen an den Besucherzahlen, zu den mit Abstand erfolgreichsten Plattformen für online-Rechtsberatung zählen. Weitere Plattformen sind etwa fragrobin.de, advocado.de, e-recht24.de, jurato.de, justanswer.de und juradirekt.com. Im Frühjahr 2016 ist außerdem legalbase.de gestartet, dessen Hauptinvestor Legalzoom mit demselben Geschäftsmodell seit 2001 in den USA aktiv und ein Star der Branche ist.

Diese Marktplätze funktionieren im Grundsatz so, dass der Rechtssuchende sein Problem schildert, der Anbieter der Plattform die Angaben an den Anwalt weiterleitet und dieser dann eine Anwaltsdienstleistung, häufig zum Festpreis, anbietet. Außerdem werden auf diesen Plattformen regelmäßig vordefinierte Rechtsprodukte zum Festpreis angeboten. Vielfach haben die Mandanten auch die Möglichkeit, die Anwälte zu bewerten.

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