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Rezension „Praxishandbuch Rechtsfragen Social Media“

Social Media-Rechtsfragen haben Konjunktur. Das ist schon eine ganze Weile lang so und wird in absehbarer Zeit auch noch so bleiben. Social Media findet nicht nur immer größere Verbreitung – gerade haben zum ersten Mal eine Milliarde Menschen an einem einzigen Tag Facebook genutzt. Es gibt auch immer neue Ideen für die Nutzung des Social Web – heute ist es (noch) Periscope, morgen ist ein anderes Tool der nächste hice shice.

Es ist daher nicht überraschend, dass sich inzwischen verschiedene Bücher dem Thema Social Media widmen. Soweit ersichtlich ist das „Praxishandbuch Rechtsfragen Social Media“ das einzige Buch aus Großkanzleienfeder bzw. -federn: Der Herausgeber Andreas Splittgerber und drei seiner Mitautoren waren bei Orrick, Herrington und Sutcliff, zwei weitere Autoren waren und sind bei EY Law tätig. Dementsprechend richtet sich das Buch vor allem an Mandanten einer wirtschaftsberatenden Kanzlei, also nationale und internationale Unternehmen.

Wesentliche Fragen zum Social Media-Recht

Will man das Buch in einem Wort beschreiben, so trifft es „Rundumschlag“ am besten. Auf rund 420 Seiten werden in acht Kapiteln wesentliche Fragen behandelt, die sich bei der Nutzung von Social Media in Unternehmen stellen können. Nach der gut lesbaren Einführung eines offenkundigen Social Media-Praktikers (Jochen Klein, Agentur 100 Grad) geht es im zweiten Kapitel um die Social Media-Präsenz von der Einrichtung bis zum Ausstieg. Hier werden unter anderem Nutzungsbedingungen von Social Networks sowie Kennzeichnungs- und Informationspflichten behandelt. Das dritte Kapitel befasst sich mit Fragen des Datenschutzes; der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Thema Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten sowie der datenschutzrechtlichen Bewertung verschiedener Funktionalitäten, wie dem Facebook Like-Button, Location Based-Services oder der Gesichtserkennung. Das vierte Kapitel widmet sich dem Immaterialgüterrecht, insbesondere dem Urheberrecht. Es folgen zwei kürzere Kapitel zum Social Media Marketing-Recht sowie zu Rechtsschutz und Gerichtsverfahren. Das siebte Kapitel befasst sich mit dem Arbeitsrecht, vor allem mit der Arbeitnehmernutzung des Social Web, insbesondere mit etwaigen Pflichtverletzungen und deren Sanktionierung. Das in englischer Sprache verfasste achte Kapitel beantwortet sechs ausgewählte Fragen (FAQs) für die Rechtsordnungen China, Deutschland, Hong Kong, Japan, Russland, UK und US. Es soll deutschen Unternehmen eine Einschätzung ermöglichen, wie schnell sie mit ihrer Social Media-Auftritt andere Rechtsordnungen berühren. Den Abschluss des Buchs bildet ein umfangreiches Stichwortverzeichnis.

Facebook, Xing und Twitter

Konsequent werden im gesamten Werk die drei Social Networks Facebook, Xing und Twitter behandelt. Beim Arbeitsrecht wird auch LinkedIn einbezogen, das international eine größere Rolle spielt als Xing. Demgegenüber findet Google+ keine nennenswerte Erwähnung. Dabei ist es, auch wenn es sich nicht zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten für andere Social Media-Plattformen entwickeln konnte und mittlerweile seinen Abgesang einläutet (siehe etwa Chip vom 25.04.2014 und Meedia vom 28.07.2015) im Hinblick auf die Suchmaschinenoptimierung noch immer nicht zu vernachlässigen.

Weniger flottes Durchlesen, aber fundierte Antworten auf vielfältige Fragen

Das Werk ist kleinteilig gegliedert, was eine genaue Suche ermöglicht, aber auch ein wenig zu Lasten der Übersichtlichkeit geht – hier muss man sich ein wenig in das Buch hineinfinden. Der im Titel versprochene Praxisbezug wird durch gesondert gekennzeichnete Beispiele, Praxistipps, Checklisten und Muster im Text hergestellt. Die Sprache ist juristisch – wenn vom „Erstellen einer Social Media-Präsenz auf einer Social Media-Plattform“ die Rede ist, ist dies natürlich korrekt, aber auch ein wenig holprig. Zum flotten Durchlesen ist dieses Buch damit eher weniger geeignet. Für Unternehmen, die fundierte rechtliche Antworten auf die vielfältigen Fragen rund um Social Media suchen, ist es aber eine hilfreiche Informationsquelle.

Andreas Splittgerber (Hrsg.), Praxishandbuch Rechtsfragen Social Media, Verlag de Gruyter, 2014, als Hardcover zum Preis von € 99,95

Bildnachweis: „jusitice“ ©vege – fotolia.com
 

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