Der Anwalt „On Air“?
Ein Interview mit Podcast-Pionier Alex Wunschel
Alex Wunschel, Social Media Marketer sowie Marketing- und Medienberater, zählt zu den Podcast-Pionieren in Deutschland. Anfang des Jahres 2005 startete Alex Wunschel seinen Podcast „Blick über den Tellerrand“. Seitdem hat er über 300 Episoden in fünf verschiedenen Podcastformaten produziert. In seinen Podcasts beschäftigt er sich unter anderem mit Social Media-Themen und -Desastern. Auf seinem Blog www.pimpyourbrain.de bewertet Alex Wunschel Podcasts nach einem von ihm entwickelten P.I.M.P.S.-Ranking, in dem er seine Erfahrungen mit Podcasts festgehalten hat. Seine Netz-Identität „Podpimp“ ist eine Namenskreation seiner damals vierjährigen Nichte – eine Mischung aus „Podcast“ und „Pimp your brain“.
awk: Welches ist Ihr Lieblings-Podcast?
Alex Wunschel: Das sind mehrere, und dazu gehören Podcasts wie z.B.
- No Agenda
- For Immediate Release
- medienmagazin
- BR5 Medien
- Was mit Medien
awk: Was macht einen guten Podcast aus?
Alex Wunschel: Ein guter Podcast ist eine ca. 10 – 20 minütige, gut strukturierte, authentisch moderierte, kurzweilige Mischung aus Unterhaltung und Information.
awk: Ihre Bewertungskategorien sind Konzeption, Produktion, Distribution, Präsentation und Sichtbarkeit. Fehlt nicht das wichtigste Kriterium – namlich die Frage, ob der Podcast zu der Strategie der Organisation passt bzw. wenn der Podcaster eine Privatperson ist, ob der Podcast authentisch ist?
Alex Wunschel: Der Katalog beurteilt Podcasts bewusst nur auf Basis von handwerklichen, aber nicht inhaltlichen Kriterien. Ich wollte davon abstrahieren, denn für eine entsprechende Beurteilung fehlen fast überall die Grundlagen.
awk: Was würden Sie einem Anwalt raten, der Sie fragt, ob er podcasten soll?
Alex Wunschel: Ich würde Ihm zu einem Grundlagenpodcast raten, der seine Kompetenz und Glaubwürdigkeit untermauert. Wenn der Fokus dann noch auf internetnahen Themen wie z.B. Urheberrecht, Nutzungsrecht, Gewinnspielrecht liegt, umso besser.
awk: Welche Themen eignen sich besonders – und welche gar nicht?
Alex Wunschel: Da gibt es aus meiner Sicht keine Regel. Podcasts sind ideal für Nischenthemen, und deswegen findet jedes Freunderadio mit speziellem Fokus auf Dauer auch seine Zuhörerschaft. Sehr geeignet sind natürlich medienaffine Themen.
awk: Wie könnten Sie sich eine interessante Aufbereitung eines rechtlichen Themas vorstellen?
Alex Wunschel: Das ist eine redaktionelle Frage, die ich pauschal nicht beantworten kann. Das hängt sicherlich vom Thema und Komplexität ab. Dennoch skizziert dies natürlich eine Aufgabe für Anwälte in den neuen Medien: Wie vermittele ich jetzt und zukünftig online in den rechtlichen Rahmenbedingungen meine Kompetenz. Sicherlich keine einfache Aufgabe.
awk: Welchen Fehler sollte man auf jeden Fall vermeiden?
Alex Wunschel: Man sollte nicht mit zu hohen Ansprüchen an das Projekt herangehen. Podcasting fordert einem Ausdauer und Leidenschaft ab, und wenn man das nur als Mittel zum Zweck betrachtet wird das Projekt wahrscheinlich scheitern und auf keine nennenswerten Abrufzahlen kommen…
awk: Welche technischen Mindestanforderungen sollte ein Podcast auf jeden Fall erfüllen?
Alex Wunschel: Der Podcast muss auf jeden Fall „gut hörbar“ sein. Ein Laptop-Mikrofon tut es leider schon lange nicht mehr, und wenn noch eine passende akustische Verpackung (Intro, Outro, „Klangteppich“, Trenner etc.) vorhanden ist, umso besser.
awk: Wenn Sie sich heute ihren ersten Podcast anhören – wieviele P.I.M.P.S. würde er bekommen?
Alex Wunschel: Da sich eigentlich nur etwas an der Aufnahmequalität, aber wenig an Konzeption, Distribution, Präsentation und Sichtbarkeit geändert hat würde ich sagen: oberes Mittelfeld 😉
Bildnachweis: „Old retro microphone with illuminated ‚On the Air‘ sign.“ ©RTimages, www.fotolia.com