Das Drama mit den Frauen

Kanzleien kommen an den Top-Juristinnen nicht mehr vorbei

Lange können sich das die Top-Kanzleien aber nicht mehr leisten. Die Zeiten, in denen sich die Kanzleien ihre High Potentials aus einem Pool von Bewerbungen aussuchen konnten, sind vorbei. Nach einer Befragung des Soldan-Instituts stehen derzeit pro Jahr nur ca. 900 Kandidaten zur Verfügung, die die Voraussetzungen erfüllen und den Weg in eine Großkanzlei einschlagen wollen. Schon jetzt müssen die Wirtschaftskanzleien aktiv um den attraktiven Nachwuchs werben, um ihr Qualitätsniveau zu halten. Der demographische Wandel wird diesen war of talents noch verschärfen: In absehbarer Zeit wird es nämlich schlicht nicht genügend hoch qualifizierte Absolventen geben. Zusätzlich haben die Männer der nachkommenden Generation, der sog. Generation Y, andere Vorstellungen vom Berufsleben  und akzeptieren auch für ein üppiges Gehalt nicht mehr alle Arbeitsbedingungen. Die Work-Life-Balance soll stimmen, die Arbeit muss interessant sein und regelmäßige Sabbaticals enthalten, Teilzeit soll genauso möglich sein wie die Unterstützung in der Kinderbetreuung. Ein Wandel in der Kanzleikultur ist also nötig.

Der Druck kommt auch von anderer Seite. Zunehmend erwartet die Mandantschaft eine größere Vielfalt bei ihren Rechtsberatern. So fordern die internationalen Unternehmen, besonders aus den USA, in Pitches immer öfter den Nachweis, dass die Kanzlei in Sachen „Diversity“ aktiv ist. Dahinter steht, dass sich das Unternehmen im Rahmen des Corporate Governance selbst solche Regelungen auferlegt hat und nur externe Berater beauftragt, die ebenfalls so geschäftlich agieren. Hier müssen die deutschen Standorte der internationalen Kanzleien oft passen. Oder sie verweisen auf ihre internen Diversity-Programme, die allerdings meist nur Lippenbekenntnisse sind. Denn die Programme wurden überwiegend in UK oder USA entwickelt und können nicht einfach so im deutschen Markt umgesetzt werden. Hier herrscht aufgrund der etwas anderen (Geschäfts-)Kultur nämlich durchaus ein anderes Verständnis von Diversity. Und auch die deutschen Unternehmen legen zunehmend Wert darauf, in gemischten Teams mit Beraterinnen zusammenarbeiten. In den Rechtsabteilungen von Unternehmen sind Frauen schon häufiger vertreten, daher möchten diese Unternehmen auch auf Beraterseite mit Männern und Frauen arbeiten.

Aus der Wirtschaft ist bekannt, dass Unternehmen mit einem höheren Frauenanteil in Spitzenpositionen erfolgreicher sind, als überwiegend männlich geführte Unternehmen. Es gibt keinen Grund, warum dies bei Anwaltskanzleien anders sein sollte. Dementsprechend bescheinigt die vom Deutschen Anwaltverein in Auftrag gegebene Studie zum Rechtsdienstleistungsmarkt 2030 gemischt-geschlechtlichen Teams eine größere Vielfalt an Know-how sowie Problemlösungskompetenz.

Kommentare

wasi
Antworten

Schöner Artikel.
Naja ich denke das wird sich noch ändern. Ich finde zwar, dass es selbstverständlich ist, dass Frauen genau so wie Männer in diesem Geschäft erfolg haben können. Aber ok, anscheinend ist dies nicht selbstverständlich.
Beim M&A-Geschäft schaut es zurzeit eher schlecht aus. Denn der M&A-Markt steht unter dem Einfluss der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. [Quelle: http://www.finance-magazin.de/strategie-effizienz/ma/sicherungsfragen-bei-ma-im-vordergrund/ ]
Mal sehen, wann sich dies wieder einspielt.

Gruß
W.

Hinterlasse einen Kommentar

Name*

E-Mail* (wird nicht veröffentlicht)

Webseite