Anwaltsgezwitscher

Lohnt es sich für Anwälte zu twittern?

Was ist Twitter?

Über Twitter können kurze Textnachrichten von bis zu 140 Zeichen veröffentlicht werden; Twitter ist damit ein Kurznachrichtendienst. Weil jeder angemeldete Nutzer diese Nachrichten verfassen kann ist Twitter zugleich Microblog. Und schließlich ist Twitter, weil es die Möglichkeit bietet, anderen zu folgen, ein Social Network – übrigens das einzige, das die Möglichkeit bietet, einseitig zu folgen („followen“).

Wieviele Menschen nutzen Twitter?

Im Februar 2010 zählte Twitter laut Webevangelisten rund 200.000 aktive deutschsprachige Nutzer (Deutschland, Österreich und Schweiz). Die Zahl der passiven Nutzer, also derjenigen die sich über Twitter informieren, aber selber keine Tweets absetzen, dürfte weit höher liegen. In den USA sollen 53% der Nutzer passiv sein. Jakob Nielsen hat ganz allgemein für Social Communities die 90-9-1 Regel aufgestellt. Danach gilt: 90% der Nutzer tragen nichts bei, 9% der Nutzer beteiligen sich gelegentlich und nur 1% der Nutzer sind sehr aktiv. Wendet man diese Regel an, wäre die Zahl der Twitter-Nutzer noch einmal höher.

Einen ersten Überblick darüber, wieviele Anwälte twittern, kann man bei Ralf Zosel bekommen, der eine Liste mit twitternden Juristen führt, die über 350 Twitterati erfasst und bei der PR-Agentur Talkabout, deren Übersicht über twitternde Juristen derzeit 115 Berufskollegen auflistet.

Wie wird Twitter genutzt?

Die wesentliche Funktion von Twitter ist die eines Nachrichtendienstes. Twitter wird also vorrangig als Verbreitungs- und Informationsmedium genutzt. Demgegenüber steht die Funktion als Social Network im Hintergrund, da sich viele Nutzer nicht gegenseitig folgen – das Gegenteil scheint eher die Regel zu sein – und dementsprechend nur auf wenige Tweets reagiert wird.

Was wird getwittert?

Natürlich wird auch Belangloses, Launiges, manchmal auch Unsinniges, getwittert. Guten Morgen-Tweets, Tweets über das Wetter, Tweets mit der aktuellen Zahl von Follower, kurz: alles was man im persönlichen Gespräch als Small Talk bezeichnet, kommen natürlich auch auf Twitter vor. Aber angeblich sollen auch mehr als die Hälfte aller Feeds Nachrichten enthalten. Und die überwiegende Mehrheit von Tweets enthält auch weiterführende Links.

Wie andere Twitterati auch twittern Anwälte je nach Persönlichkeit, manche eher seriös oder eher launig. Die einen setzen ihren Schwerpunkt auf berufsbezogene Themen, andere geben Statements zu tagesaktuellen Themen ab, auch wenn sie keinen unmittelbaren juristischen Bezug haben. Viele Anwälte berichten über ihren Alltag, zum Beispiel mit Mandanten oder vor Gericht. Bloggende Anwält twittern häufiger und verlinken auf (eigene) Blogeinträge.

Sollten Sie als Anwalt twittern?

Wie für alle PR- und Social Media-Aktivitäten gilt auch für Twitter, dass Aktivitäten nur sinnvoll sind, wenn sie strategisch ausgerichtet sind. Bevor Sie also drauflos zwitschern sollten Sie sich also insbesondere fragen: Sind Ihre Mandanten auf Twitter? Wann sind Ihre Mandanten auf Twitter? Wie bewegen sie sich dort? Und warum sind sie dort? Sie sollten sich außerdem überlegen, welche Ziele Sie mit Ihrem Twitter-Account verfolgen – möchten Sie ihren eigenen Blog befeuern? Oder eine bestimmte Expertise verdeutlichen? Behalten Sie auch Ihre Kapazitäten im Blick und fragen sich, wieviel Zeit Sie auf Twitter verwenden können.

Was sollten Sie twittern?

Wichtig ist, dass Sie authentisch sind, nicht ausschließlich auf ihren eigenen Blog verlinken oder gar plumpe Werbebotschaften twittern. Interessant sind Tweets, die nicht nur bloße Fakten wiedergeben sondern eine Meinung erkennen und Raum für Diskussionen lassen. Eine ausführliche Anleitung dazu, wie man sich im Social Web bewegt, finden Sie in meinem Beitrag Der Anwalt und das Internet.

Eignet sich Twitter zur Mandantenakquise?

Twitter bietet, wie auch andere Plattformen im Social Web, eine Möglichkeit sich zu präsentieren. Zwar kommt es vor, dass dort Anwälte nachgefragt und empfohlen werden, aber dies ist eher selten der Fall. In der Regel wirkt Twitter indirekt und mittelbar. Wer also nur twittert um Mandanten zu bekommen wird enttäuscht werden.

Social Media – und das gilt auch für Twitter – hat eine andere Reichweite als klassische Medien, bietet aber auch eine andere Art der Kommunikation: persönlicher, authentischer und näher.

Bildnachweis: „twitter vogel“ @lexandr, www.fotolia.com

 

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