Vergiss Follower

Zur Bedeutung von Retweets bei Twitter

– Eine Hommage an Wolf Haas –

Wenn man twittert denkt man ja gleich an viele Follower und ding. Also, wieviele Menschen das lesen, was man da schreibt. Sind ja nur 140 Zeichen, aber immerhin. Kann man ja was Kluges schreiben. Oder auch Unfug. Manchmal denkt man ja auch, man schreibt was Kluges. Dabei ist es naja.

Jetzt ist es aber so, dass gleich zwei Forscherteams den Einfluss auf Twitter untersucht haben. Quasi, Follower schön und gut, aber ist das wirklich alles? Und jetzt pass auf! Wie das dann oft so ist, wenn zwei Gruppen was untersuchen, sind unterschiedliche Ergebnisse rausgekommen. Jetzt aber nicht, weil das eine Team aus Korea und das andere aus den USA. Könnte man ja denken! Sondern, weil was anderes untersucht!

Nämlich die koreanischen Wissenschaftler haben untersucht, welche Themen wichtig sind im Netz. So wie Michael Jackson tot. Und haben dann die Retweets gezählt. Also, wie oft jemand einen Tweet weitergeleitet hat, praktisch weil er gedacht hat, da steht was Wichtiges drin oder was Lustiges. Lustig jetzt natürlich nicht bei Michael Jackson tot. Aber sonst halt. Und die Koreaner haben festgestellt: Einfluss durch Retweets ja.

Jetzt aber interessant. Die amerikanischen Forscher haben auch Tweets untersucht. Aber nur die, die auf eine Website verlinken. Also da steht dann bit.ly oder tinyurl.com und dann ein paar Zahlen und Buchstaben. Oder halt irgendein anderer Link. Die allermeisten Tweets enthalten ja einen Link. Und die Amerikaner haben jetzt also nicht die Themen angeschaut, sondern die Klicks gezählt. Und Überraschung: Der Link ist wohl gar nicht öfter geklickt worden, wie wenn der Tweet nicht weitergeleitet worden wäre. Quasi: Retweet egal. Zumindest für die Zahl der Klicks.

Und da fragt man sich natürlich schon, was ist jetzt richtig – Einfluss von Retweets ja oder nein? Das ist dann halt doch irgendwo schwer zum sagen. Irgendwie sollte man meinen, macht es einen Unterschied, ob einem 39 Leute folgen (@anwaltspr) oder 2.390 (@ralfheimann) oder 4.990.198 (@Barack Obama). Allein schon wieviele potentiellen Retweeter Barack Obama da hat! Scheint aber trotzdem keine so große Rolle zu spielen.

Jetzt aber unabhängig von Followern, Retweets, nicht zu unterschätzen. Weil die können die Verbreitung einer Nachricht in nullkommanichts potenzieren, da kommt keine Followerzahl dran. Warum habe ich jetzt den @ralfheimann erwähnt? Weil der der erste war, der das mit dem #Blumenkübel getwittert hat. Also dass in Neuenkirchen ein Blumenkübel umgekippt ist. Und interessant: Der hat über 2.000 Follower, aber der Blumenkübel kam zackbumm, kaum dass Du Dich’s versehen hast, auf Platz vier der Twitter-Trends weltweit. Gut war Sommerloch. Und keiner weiß genau, warum gerade der Blumenkübel zum Twitter-Star wurde, also welche weiteren Faktoren maßgeblich. Aber trotzdem.

Wie oft die Links in den verschiedenen Blumenkübel-Tweets geklickt worden sind, weiß ich aber nicht. Ist möglicherweise aber auch gar nicht so wichtig gewesen, weil die Nachricht ja auch so verbreitet. Vielleicht aber nicht mit allen Details, die einzelne Twitterer so wichtig gefunden haben, dass sie einen Link dorthin gesetzt haben. Das kann natürlich sein. Oder der Blumenkübel war einfach eine Ausnahme.

Aber da gibts sicher noch mal eine Studie.

Kommentare

Werner
Antworten

Wolf Haas und ein Sachthema kombiniert – auch das geht. Vielen Dank für die schöne Kombi aus Vergnügen und Inhalt! Und was sagt uns das alles am Ende? Selber Mitdenken ist immer wieder eine gute Strategie. Und natürlich das dauernd anzuwendende Hinterfragen.

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