“Mandanten wollen zunehmend Anwälte, die Klartext sprechen und schreiben”

Ein Interview mit David Ziegelmayer

Als eine der ersten Großkanzleien in Deutschland twittert CMS Hasche Sigle unter der Kanzleimarke. Mitte Februar dieses Jahres launchte CMS Hasche Sigle den Twitter-Account @cmsbloggt der, wie der Name schon erkennen lässt, eng mit dem Blog cmshs-bloggt.de verbunden ist. Das Engagement im Web 2.0 kann nicht nur Aufmerksamkeit schaffen, sondern Anwälten auch helfen sich klarer ausdrücken, findet der verantwortliche Redakteur des Blogs und Twitterati David Ziegelmayer, Rechtsanwalt bei CMS Hasche Sigle in Köln und Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz mit Schwerpunkt im Wettbewerbs- und Markenrecht.

awk: CMS Hasche Sigle ist eine der ersten Großkanzleien in Deutschland die unter der Kanzleimarke twittert. Was erhoffen Sie sich von Ihrer Präsenz auf Twitter?

David Ziegelmayer: Wir erhoffen uns das, was sich alle Twitterati erhoffen: Ein wenig Aufmerksamkeit und treue Leser, oder in diesem Fall: Follower. Unsere Twitter-Präsenz ist verwoben mit unserem Blog, den wir seit Ende des vergangenen Jahres nach internen Testläufen öffentlich gemacht haben. Zwar wollen wir mit unseren Tweets nicht nur Blogbeiträge twittern – dennoch gehört das zum Konzept, denn Twitter ermöglicht es den Lesern, sofort zu entscheiden ob das Thema für sie interessant ist.

awk: Wer aus Ihrem Hause twittert denn? Sie allein? Oder teilen Sie sich das mit Kolleginnen und Kollegen?

David Ziegelmayer: Grundsätzlich ermutigen wir alle Blog-Autoren auch dazu, zu twittern. Unter dem CMS-account wird es da bei 500 Anwälten allerdings eng, so dass unsere Blog-Redaktion auch die Tweets koordiniert.

awk: Wieviel Zeit verwenden Sie auf Ihr Engagement im Social Web? Wieviel davon entfällt auf Twitter?

David Ziegelmayer:Es wird mehr, wobei sich aber auch immer mehr Mitarbeiter engagieren und den Reiz von Social Media entdecken. Als Verantwortlicher für den Blog reserviere ich mir täglich ein Zeitfenster außerhalb der Mandatsarbeit. Eine genaue Zeitangabe ist nicht möglich, aber mehr als eine Stunde am Tag kommt schon mal vor. Twitter geht dabei in der Regel leichter von der Hand: Ein Tweet ist außerdem auch schnell, z.B. auf dem Weg ins Büro geschrieben.

awk:
Verfolgt CMS Hasche Sigle eine eigene Social Media-Strategie oder sind Blog und Twitter-Account Stream „learning by doing“?

David Ziegelmayer: Wir halten es mit dem Vorreiter für Social Media bei Anwälten, Kevin O’Keefe: „Having developed a strategy, begin with some pilot social media projects in your law firm. Such projects could begin with your own employees in counsel with outside professionals. You’ll get the feel for what works and for whom in your law firm social media works.“

Will sagen: Wir suchen unseren Weg und bekommen allmählich ein Gefühl dafür, was für unsere Sozietät und die einzelnen Fachbereiche funktioniert. Es hat sich bereits gezeigt, dass die Anwälte, die uns (der Redaktion) ihre Beiträge per E-Mail senden eher nicht zum passionierten Blogger werden. Diejenigen, die sich dagegen mit der dann doch nicht so schwer zu beherrschenden Technik anfreunden können, werden dagegen oft zu Stamm-Autoren und Twitterati.

awk: War es schwierig, die Kolleginnen und Kollegen bei CMS Hasche Sigle von dem Nutzen eines eigenen Twitter-Kanals zu überzeugen?

David Ziegelmayer: Bei rund 500 Anwälten stößt die Social-Media-Initiative naturgemäß nicht überall auf Interesse oder gar Begeisterung. Es müssen sich erst Interessenten finden, die den Nutzen erkennen und dabei auch akzeptieren, dass sich Tweets nicht in Mandate umrechnen lassen. Echte Widerstände gab es aber nicht.

awk: Sie selber waren als Journalist tätig und haben für den Rheinischen Merkur und die Frankfurter Allgemeine Zeitung geschrieben. Für wie wichtig halten Sie einen journalistischen Hintergrund bei einem Engagement im Web 2.0?

David Ziegelmayer: Es ist nützlich, aber das Grundhandwerk auch für sprachlich „verdorbene“ Anwälte erlernbar. Viele von uns verfügen übrigens schon über publizistische/journalistische Erfahrung im Print- oder Online-Bereich. Andere wollen es erlernen. Fest steht: Mandanten wollen zunehmend Anwälte, die Klartext sprechen und schreiben. Das Twittern und Bloggen kann dabei helfen, weil es zwingt, Komplexes in Verständliches zu verwandeln – wie bei der „ARD-Tagesschau“. Eine echte Herausforderung.

awk: Sie folgen Twitterati die mit Recht zu tun haben – und Dieter Nuhr sowie Gaffel Kölsch. Wie kommt das?

David Ziegelmayer: Das sind bloß hilflose Versuche, weitere Follower zu gewinnen. Im Ernst: Unser account ist wenige Wochen alt und noch klein. Viele, denen wir folgen, zeigen uns wie es funktioniert. Dabei halten wir es für wichtig, sich auch außerhalb des juristischen Bereichs umzusehen.

awk: Als weiteren Twitter-Account haben Sie sich bereits „@cms_career“ eingerichtet. Sie haben also offensichtlich bereits Pläne, Ihr Engagement  auf Twitter in Richtung Recruiting auszubauen. Haben Sie noch weitere Pläne, die Sie verraten können?

David Ziegelmayer: Nochmals der Hinweis auf O’Keefe: Wenn man die Basics von Social Media begriffen und im Unternehmen umgesetzt hat, ist es Zeit für nächste Schritte. Wir machen gute Fortschritte und haben einige Ideen. „Cms career“ bauen unsere HR-Experten gerade auf und wollen ab April, wenn die neue HR-Recruiting-Plattform online geht, aktiv darüber twittern.

Nachtrag: Vielen Dank an Rechtsanwalt Thomas Stadler für den Hinweis, dass im Zusammenhang mit Twitter der Begriff „Stream“ unzutreffend ist und an Cajad für den Hinweis, dass CMS Hasche Sigle nicht die erste Großkanzlei auf Twitter ist. Ich habe den Eintrag dementsprechend geändert.

Bildnachweis: „microphone connected“ ©Luminis, www.fotolia.com

Kommentare

Cajad
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Hm, entweder zählt Noerr nicht als Großkanzlei, oder da hat jemand übersehen, dass die schon seit letztem November twittern 😉 http://twitter.com/NoerrLLP

Übersetzungsdienst
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Bei der Kommunikation zwischen Anwalt und Mandant ist eine verständliche Kommunikation sehr wichtig. Wenn internationale Verfahren geführt werden, ist eine professionelle Übersetzung immens wichtig, vor allem auch unter Gesichtspunkten eventueller Regressforderungen. Die sozialen Medien als modernes Kommunikationsmittel wird heute von vielen Unternehmen vernachlässigt, weil sie Twitter, Facebook und co als private Plattform ansehen…

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