Der Anwalt und das Internet

Wie bewegt man sich im Social Web? Eine Anleitung.

Sich mit dem Social Web zu befassen ist gerade hip. Das Netz quillt über von Studien über die Relevanz des Social Web und Tipps für die Nutzung von Social Media Tools. Und auch Hinweise darauf, dass man eine Strategie haben, Ziele festlegen und das Netz nicht für plumpe Werbebotschaften nutzen sollte, fehlen natürlich nicht.

Keine Frage: Das Social Web ist wichtig. Und man sollte die Funktionalität der Plattformen und Online-Communities kennen, um sie nutzen zu können. PR ist dabei strategisch auszurichten (und das übrigens nicht nur im Social Web).

Es gibt aber noch eine andere Frage, jenseits von Bedeutung und Tools des Social Web, die nicht weniger wichtig ist. Und die den einen oder die andere bislang vielleicht abgehalten hat, das Social Web zu nutzen, nämlich: Wie bewege ich mich im Social Web? In welchem Stil etwa sollte ich als Anwalt bloggen? Was macht einen Tweet lesenswert? Nehme ich auf Xing Kontakt mit Menschen auf, denen ich noch nie begegnet bin, und wenn ja, wie?

„Social Media is a Cocktail Party“

So lautet der Titel eines Buches von Jim Tobin und Lisa Braziel. Und der Untertitel: „Why you already know the rules of Social Media“. Was heißt das? Stellen Sie sich vor, Sie gehen auf eine Party und treffen auf eine Gruppe von Menschen, die sich unterhalten. Gesellen Sie sich dazu und bieten Ihre anwaltliche Dienstleistung an? Natürlich nicht. Wahrscheinlich hören Sie dem Gespräch erst eine Weile zu, beteiligen sich dann daran, indem Sie eine Begebenheit, Anekdote oder Geschichte erzählen und erwähnen, wenn das Gespräch darauf kommt, was Sie beruflich tun. Bekundet dann jemand Interesse, geben Sie ihm ihre Kontaktdaten, für alle Fälle. Danach wendet sich das Gespräch anderen Themen zu.

Und so gehts auch im Social Web: Wenn Sie sich für eine Plattform, eine Online-Community, einen Dienst entscheiden, beobachten Sie zuerst, wie sich die Menschen, die Sie ansprechen wollen, dort bewegen. Über was sprechen sie? Wofür interessieren sie sich? Welche Fragen stellen sie? Wie gehen sie miteinander um? In welcher Sprache, welchem Stil? Erst dann beteiligen Sie sich am Gespräch. Ob es sich dann im Ergebnis tatsächlich empfiehlt, Ihre Dienstleistung explizit anzubieten, hängt dabei von dem Umgang ab, der in diesem Teil des Social Web gepflegt wird.

Wie aber beteiligen Sie sich an einem Gespräch im Netz? Was macht Sie zu einem interessanten Gesprächspartner – Kompetenz und angemessene Umgangsformen einmal vorausgesetzt? Wie interessant ist zum Beispiel jemand, der nur Belanglosigkeiten äußert? Oder jemand, der ausschließlich die Meinung eines anderen verbreitet, ohne diese zu kommentieren? Jemand, der ausschließlich bloße Fakten wiedergibt? Das ist weder im richtigen Leben, noch im Netz spannend. Wenn Sie also ausschließlich über das Wetter twittern oder darüber, dass gerade mal wieder der Kaffee alle ist oder Sie nur re-tweeten was andere posten, sind Sie wahrscheinlich als Gesprächspartner nicht so bereichernd.

Interessant wird ein Gespräch durch Meinungen, durch Perspektiven, durch die jeweilige Sichtweise auf die Dinge. Das gilt im richtigen Leben und im Netz. Indem Sie ihre Meinung kundtun geben Sie auch anderen die Möglichkeit, Ihre Sichtweise um ihre eigene Perspektive ergänzen. Und schon sind Sie im Gespräch.

Nehmen Sie das Social in Social Web ernst

Der Grundgedanke im Social Web ist es, Wissen zu teilen. Erwarten Sie nicht gleich eine Gegenleistung, sondern vertrauen Sie darauf, dass sich Ihr Engagement im Netz bezahlt machen wird.

Seien Sie so, wie Sie offline sind

Etwas anderes können Sie gar nicht durchhalten. Und warum sollten Sie sich auch verstellen? Und schließlich: Im besten Fall führt ein Kontakt im Netz zu einem persönlichen Kontakt. Und dann möchten Sie ja auch nicht jemand anderem begegnen, als Sie vermutet haben.