Vom Social Web zum Local Web
„Location ist der neue heiße Scheiß,“ – das war einer der Thesen von Berater, Autor und Blogger Nico Lumma, im Jahr 2012 von der Wirtschaftswoche zu einer der führenden 100 Internet-Köpfe gewählt, in seiner Keynote auf der vierten localwebconference am 05.02.2014 in Nürnberg*.
Das lokale Web ist eine konsequente Weiterentwicklung des Web 2.0., so Lumma. Denn: Im Web 2.0 steht der Nutzer im Mittelpunkt der Angebote. Im lokalen Web wird diese Position des Nutzers weiter ausgebaut, indem die Angebote mit Geodaten angereichert werden. Die wachsende Zahl von Smartphones und Tablets, die ganz selbstverständlich eine Lokalisierung erlauben, sind hierfür der Gamechanger. Als Beispiele für Location-based Services nannte Nico Lumma etwa die zielgerichtete Kundenansprache in Geschäften über das Smartphone oder lokale journalistische Inhalte, letztere derzeit in Deutschland noch auf ambitioniertem Amateur-Niveau.
In Anbetracht der Menge der erhobenen Daten forderte Nico Lumma aber auch, dass der Nutzer in die Lage versetzt werden muss, leicht und schnell entscheiden zu können, was mit seinen Daten passiert. Unternehmen müssen Transparenz für die Nutzer schaffen, damit diese auch Interesse an den neuen Diensten haben, sagte Lumma.
Was hat das alles mit Anwälten zu tun?
Für manche Angebote liegt es auf der Hand, dass Geodaten praktisch oder sogar sinnvoll eingesetzt werden können. wheelmap.org, eine Karte (auch als App zu haben), auf der rollstuhlgerechte Orte gesucht, gefunden und markiert werden können, von Raúl Krauthausen auf der localwebconference präsentiert, ist so ein Beispiel.
Aber bietet sich Location für bestimmte Branchen mehr an als für andere? Und was könnte eine Anwendung für Anwälte sein – über eine (im Zweifel vielleicht doch eher langweilige) lokale werbliche Ansprache hinaus? Am Rande der Veranstaltung hatte ich Gelegenheit, Nico Lumma zu fragen.
„Es ist schwer zu sagen, ob Geodaten generell für eine Branche wichtig sind oder nicht. Ich würde immer davon ausgehen, dass durch eine gewisse Lokalisierung eine Zielgruppe eben besser angesprochen werden kann, egal ob es Werbung ist oder rein textlich.
Ich würde aber sagen, dass gerade bei Anwälten das durchaus relevant ist. Weil, wenn ich einen Anwalt suche, dann suche ich ihn nicht sonst wo, sondern bei mir in der Gegend, möglichst immer mit der entsprechenden Spezialisierung, die ich benötige. Und insofern glaube ich schon, dass die ganze Geodaten-Nummer immer interessanter wird.
Und natürlich auch, damit Anwälte neue Mandanten finden, weil ich denke mal, da wird noch sehr viel Diskussion zu führen sein um die Rechtmäßigkeit des Einsatzes von Daten.“
Das Web verändert sich und wir sind mittendrin. Wie groß der Wandel tatsächlich werden wird, bleibt abzuwarten. Aber vielleicht gibt es ja tatsächlich bald neue, möglicherweise sogar kreative, Services von Anwälten? Man darf gespannt sein.
Zum Nach- und Weiterlesen:
- Die ganze Keynote von Nico Lumma können Sie auf Lummaland anschauen und nachlesen
- Die Nachlese zur localwebconference finden Sie auf localwebconference.de
*Die localwebconference wird von der Bayerischen MedienServiceGesellschaft veranstaltet, einer Tochtergesellschaft der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, für die ich an der Tagung teilgenommen habe.
Bildnachweis: „Vector Map with Lens“, © dashadima – www.fotolia.com